Seeschiff
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Der Schrecken des Dodekanes
03.08. – 17.08.2007

Mit dem ASV zu segeln ist immer ein mehr oder weniger großes Abenteuer: Wind, Wetter oder der Schiffszustand, fremde Länder, Häfen, Zoll, irgendetwas Aufregendes ist immer dabei.

Diesmal sollte das Abenteuer Segeln mit Kindern sein. Nicht ein oder zwei, sondern 5 bzw. zeitweise sogar 6 bei gleichzeitig 5-6 Erwachsenen:

Vorschiffgang: Ole (10), Jan (9), Jonas (8), Caroline (7), David (6), Fiete (5),

Jörg , Klaus-Martin , Alfred und Gilla , Antje  und ich.


Los geht es in Kusadasi an der türkischen Westküste unmittelbar nördlich vor den griechischen Inseln des Dodekanes. Der Törn war so stressfrei wie möglich geplant: Bademeter statt Meilenfressen, Delivery Main statt Spi, bei Starkwind Hafentag statt Wellenreiten. Was macht man nicht alles für rufschädigende Kompromisse, um die Familie zum Segeln zu bringen.

Die Kinder waren mit Feststoffwesten und Lifebelts ausgestattet. Unzählige Male hatten wir unseren drei Rackern eingeschärft, dass an Bord andere Regeln als zu Hause gelten: Hier wird gehört! Schließlich bin ich hier nicht Papa sondern Skipper! Ob es die damit verbundenen Androhungen schlimmster Strafen oder schlichtweg der Spaß am Segeln war: es hat insgesamt deutlich besser als zu Hause funktioniert.

Auch Klaus-Martin war besonders gut ausgestattet: Um seine Haut vor der sengenden Sonne zu schützen, verließ er sich nicht nur auf wasserfeste Sonnencreme mit LSF 50+, sondern hüllte seinen Körper in langärmlige T-Shirts und lange Hosen. Weiße Handschuhe und ein breitkrempiger Hut machten den Schutz perfekt.

Antje dagegen hatte hoffnungsfroh eine große Flasche Shampoo und einen Fön eingepackt, um täglich in den erwarteten griechischen Bädern der Marinas duschen zu können. Nachdem sie mit Gilla zwei Wochen intensiv in allen Buchten und Häfen gesucht hatte, musste sie schließlich doch auf die Salzwasserdusche umsteigen. Nebeneffekt: Peeling gratis! Die Kinder arrangierten sich dagegen mit der Situation sehr schnell. (Oles Kommentar, als er nach 2 Wochen erstmals zum Duschen geschickt wurde: „Papa hat mich zum Duschen gezwungen.“)

Der erste Tag begann ASV-typisch: Basteln und Einkaufen. Der Anlasser startete genau einmal, danach nur noch per Kurzschluss oder gar nicht. Nachdem der türkische Elektriker ihn provisorisch repariert hatte, stand dem Auslaufen nichts mehr im Wege. Wind mit 4 Windstärken und ein Anlieger nach Samos sollten es sein, das klang zwar nicht ideal, aber bei nur 18 nm akzeptabel. Nur die relativ hohe Restwelle des letzten Sturmes hatten wir nicht eingeplant. Nachdem wir 1 Stunde unter Maschine herumgeschaukelt waren und dabei versucht hatten, das Groß zu setzen, wurde ein Crewmitglied nach dem anderen weiß bzw. grün. Oles Ausruf „Das ist das Schlimmste, was ihr mir je angetan habt!“ leitete die Umkehr in den Hafen ein, wo wir vom freundlichen Hafenpersonal („Wolltet ihr nicht in 14 Tagen wieder kommen?“) wieder empfangen wurden.

 Der zweite Versuch am nächsten Morgen lief wesentlich erfolgreicher: keine Welle mehr, nur noch 3 Windstärken und ein gemütliches Segeln in die griechischen Inseln. Kurz vor Pythagoreion, Samos, erwischten uns noch die ersten Fallböen und beschleunigten uns kurzzeitig auf 9,5 kn – jetzt waren alle begeistert! Am Abend war am Strand das erste Baden mit anschließendem griechischem Bier fällig.


 Nachdem wir am nächsten Morgen der nicht europäisch aussehenden Crew des neben uns liegenden 100-Fuß-Motorbootes beim Reling- und Fensterputzen zugesehen haben, während unsere Crew eine Pütz im Hafenbecken versenkte, ging es auf zu den vielleicht schönsten Inseln des Dodekanes: den Inseln um Arki. Nach ca. 20 Meilen segeln bei Flachwasser und Schwachwind sowie der kurzen Begleitung von Delfinen liefen wir in eine fast geschlossen wirkende kleine, felsige Bucht ein und bereiteten das erste Ankern vor: Kette aus der Bilge in Kisten umfüllen, 50 kg Edelstahl an Deck schleppen, die Unterlegematte ausrollen, anschlagen, die Ankerentlastungsleinen finden und bereithalten – nach ca. 1h waren wir fest vor Buganker und Heckleine und lagen idyllisch und friedlich neben 2 Motorbooten.

Dachten wir zumindest. Bis der erste neben uns seinen Hilfsdiesel startete, um seine Bordbeleuchtung betreiben zu können.

Und das dachten auch die. Zumindest bis zum nächsten Morgen, als die Nachwuchscrew die Gummisau enterte und auf Endeckungsfahrt ging. Die einen landeten an, die anderen nahmen wieder Kurs auf das Mutterschiff und die dritten schwammen zwischen den Schiffen. Und wie teilt man sich da die neuesten Entdeckungen mit? Laut schreiend natürlich! Der Schrecken des Dodekanes eroberte die See. Es dauerte nicht lange, bis die Motorgang vertrieben war und auch der ein oder andere Segler ergriff die Flucht.
 Ohne Gegner holten auch wir unseren Anker auf und auf ging es nach Lipsi, weiter nach Patmos und Levitha. Auch auf dieser idyllischen Insel lag in der Westbucht einer dieser langweiligen 100-Fuß-Dampfer. Um ihn besser ausspähen zu können, kreuzten wir in der Abenddämmerung in der engen Bucht bis zum Scheitel auf, um uns dann fast lautlos mit einem scharfen Haken wieder davonzuschleichen. Auf der Ostseite lagen Moorings für 3€ die Nacht, was angesichts von 1h Schlepperei und Arbeit für 3 so verlockend war, dass wir es nicht ausschlagen konnten.

Auch beim Segeln waren wir inzwischen mutiger geworden. Am 4. Tag wurde erstmals die I statt der III gesetzt, und jetzt, bei fast achterlichem Wind, wollten wir wissen, was denn in dem Sack mit der Aufschrift „Heavy Reacher“ steckt. Kaum hochgezogen, erkannten wir den RWE-Spi von zahlreichen Photos wieder, der uns bei schwachem Wind immer noch flott Richtung Kalymnos brachte. Des Ankerns müde, quetschten wir uns irgendwo an eine Mole mit Leinen und lauschten dem Lärm der Brautschau-Meile neben dem Boot.

Zum Frühstück ging es gleich morgens in die tief zwischen fast senkrechten Felswänden eingeschnittene Bucht Vathy. Hier konnten wir wieder wie gewohnt unser morgendliches Badegeschrei loslassen. Dazu kletterten wir wie die Ziegen an den Felsen hoch, um dann in das tiefe Wasser abzutauchen. Vielleicht sogar besser als die Ziegen – eine jedenfalls hatte einen Fehltritt mit dem Leben bezahlt und lag verendet zur Abschreckung auf einem Fels.

 Nachdem auch dieses Abenteuer bestanden war, gingen wir auf die Suche nach dem Wind, der zunächst noch auf sich warten ließ. Also probierten wir, mitten auf See unser Schiff schwimmend zu umrunden oder zogen einzelne Crewmitglieder zur Abhärtung auf einem Gummiball hinterher. Wie schnell sich doch 1-2 kn anfühlen können!


Am Abend lagen wir wieder in Lipsi. Der Ort veranstaltete uns zu Ehren sein Weinfest – mit zünftiger griechischer Geigenmusik und traditionellem Tanz. Klaus-Martin war so begeistert, dass er sich gleich eine CD zur Erinnerung besorgte.

Mittlerweile waren wir eingespielt. Und so konnten uns auch die 25 kn Wind am nächsten Tag nicht schrecken, gegen die wir noch einmal nach Arki kreuzten. Die Vorschiffsgang saß in Luv fast am Bugkorb auf der Kante und ließ sich von der Gicht nass spritzen. Was für ein Spaß!

Auf Arki konnten wir gleich 2 interessante Beobachtungen machen: Zum einen legte sich in der Nachbarbucht ein Segler vor Anker an den anderen, so das die Bucht wahrscheinlich mehr einer Marina, natürlich ohne Facilities, glich. Besonders lustig war es dann, als die nebeneinander liegenden mittlerweile 13 Boote alle ihre Toplichter anknipsten – eine Weihnachtslichterkette. Die andere interessante Beobachtung war, dass in unserer Bucht eine Crew nach der anderen mit dem Beiboot an Land ging und in scheinbar unbewohntem Felsgebiet verschwand. Trotz nächtlicher Stille und ausgiebigem Spähen war kein Party-Geräusch zu hören und so blieb dieses Geheimnis ungelöst.

Nachdem wir am Morgen in gewohnter Art wieder alle anderen vertrieben hatten, setzten auch wir wieder die Segel und steuerten ein letztes Mal in eine Ankerbucht, diesmal auf Agathonisi. Der starke Wind führte zu einigen heftigen Fallböen an der Insel, die erst vor Anker unmittelbar am Ende der Bucht abnahmen. Wieder zog die Nachwuchsmannschaft zur Erkundung an Land und fand diesmal den Panzer einer Wasserschildkröte, der dazu gehörende Schädel wurde von Jan vor den Panzer gelegt – Ordnung muss sein -, eine verendete Ziege und ungewöhnlich große Ausscheidungen von Tieren, denen wir auf den felsigen kargen Inseln bislang nicht begegnet waren: Kühe! Offenbar Raubkühe, wenn man an die gefundenen Kadaver denkt und daran, dass es ansonsten nur dornige, ausgetrocknete Zweige auf der Insel gibt.

Nach einem turbulenten Segelsetzen am nächsten Morgen ging es unter IV und 1. Reff bei weiter starkem Wind zurück nach Pythagoreion zum Ausklarieren aus Griechenland. Von den bis zu 1500 m hohen Bergen der Insel kamen Fallböen mit 30 kn Wind herunter, die Klaus-Martin locker aussteuerte. Später, mit Kurs zurück auf Kusadasi schoben diese Böen uns auf in der Spitze 10,5 kn – und damit war auch diese Marke geknackt.

Wieder zurück im Ausgangshafen saßen wir wehmütig im Restaurant und dachten an die schönen Tage zurück: Der Dodekanes mit all seinen Inseln ist für Crews mit Kindern ein tolles Einstiegsrevier, bei dem auch das Segeln nicht zu kurz kommt.


Und damit sind wir bereit für weitere Taten!

Rolf