Verein
Geschichte des ASV Aachen
 

Kapitel 7

(Das siebte Lustrum)
1991-1995

 

Jubiläen, Feste und Verbandstreffen

Nachdem 1990 eine Feier zum 25jährigen Jubiläum der Hütte am Rursee stattfand, konnte der ASV 1991 sein dreißigjähriges Bestehen feiern. Zum Jubiläumsstiftungsfest auf Jürgen Willens Hof in Roetgen kamen mehr als 220 ASVer, darunter viele, die sich schon seit langem nicht mehr gesehen hatten. Von nachmittags bis in die Nacht wurde bei Kuchen und Gegrilltem gefeiert; viele Aktive zelteten auf Jürgens Wiese und stärkten sich bei einem gemeinsamen Frühstück für den Katercup.

Da die beiden folgenden Stiftungsfeste aufgrund ihres „Grillfestcharakters“ auf Kritik aus den Reihen der Altherrenschaft stießen, wurde 1994 wieder ein Stiftungsfest in festlicherem Rahmen im Ponttor organisiert.

Das Labskausessen fand in den neunziger Jahren zunächst noch im Ratskeller statt, wurde jedoch aufgrund der hohen Preise und der schlechten Qualität des Essens schließlich auf andere Örtlichkeiten verlegt (1994 in die Katholische Hochschulgemeinde, 1995 ins Studentendorf auf dem Königshügel).

1994 wurde nach längerer Pause die Tradition der Verbandstreffen durch den Berliner ASV wieder belebt. Nach einem Verbandstreffen in Berlin 1994 folgte 1995 ein Aktiventreffen in Hamburg.

 

Mitgliederentwicklung: Mehr Frauen im ASV

Durch regelmäßige Werbeveranstaltungen und Ausbildungsaktivitäten versuchte der ASV, rechtzeitig einem Nachwuchsmangel vorzubeugen. Die Theoriekurse im Winter lockten jedes Jahr viele Segelinteressierte, unter denen auch etliche neue Anwärter gewonnen werden konnten.

Waren weibliche Mitglieder im ASV in den achtziger Jahren noch eine Rarität, stieg ihr Anteil nun allmählich an – und 1991 gab es dann mit Antje die erste 1. Vorsitzende im Aktivenvorstand. Die zunehmende „Verweiblichung“ des Vereins führte in der ersten Hälfte der Neunziger nun auch zu Diskussionen über den Begriff der „Altherrenschaft“. Was sollten weibliche Mitglieder nach ihrer Inaktivenzeit eigentlich werden? Waren auch sie automatisch „alte Herren“? Über Vorschläge zur Namensänderung der „Alten Herren“ in „Altaktive“ oder „Inaktive“ (die „Inaktiven“ sollten dann zu „Interaktiven“ werden) bis hin zur Satzungsänderung wurden auf den Jahreshauptversammlungen etliche Optionen teils erbittert diskutiert – eine Mehrheit bzw. ein Ergebnis, das sowohl die Aktiven wie auch die Altherrenschaft befriedigte, konnte jedoch nicht gefunden werden, und so steht auch heute noch hinter den weiblichen Mitgliedern im Vereinsverzeichnis ein „AH“.

 

Bootspark Rursee undHütte

Nachdem 1990 mit dem FD „Paranoia“ eine schnelle Gleitjolle angeschafft worden war, legte sich der ASV 1991 einen weiteren Piraten zu, so dass es nun zwei gleichwertige Piraten gab, die zur Ausbildung oder für vereinsinterne Vergleichsregatten genutzt werden konnten. Christoph Kempermann gestaltete das einprägsame Design des „Keep Cool“, und Eisbär und Pinguin waren neben den Seifenblasen des „Pustefix“ auf dem Rursee bald ein wohlbekannter Anblick. Darüberhinaus wurde dem Verein 1991 ein Laser gespendet. 1992 tauschte man den alten 470er „Schneeweißchen“ gegen einen neuen, durch Zuschüsse von Stadt und Land mitfinanzierten Parker-470er aus, der wegen seiner Decksfarbe auf den Namen „Lila Laune“ getauft wurde.

Nach dem Verkauf des alten Holz-FDs „Lucifer“ im Jahre 94 sollte eigentlich ein zweiter Kielzugvogel als Ausbildungsschiff angeschafft werden. Da sich jedoch kein geeignetes Schiff zu den Preisvorstellungen des ASVs fand, wurde eine gut erhaltene Dyas gekauft, die bei der Indienststellung im folgenden Frühjahr auf den Namen „Rudolph Rotnase“ getauft wurde und ein entsprechendes Design bekam. 1995 wurde dann der alte Hobie „Park & Ride“ verkauft und günstig ein nagelneuer Messe-Hobie („Plus 3000“) erworben.


1991 wurde die Stahltreppe zum Steg am Rursee verlängert; an die Stegausleger wurden Räder gebaut, die ein einfacheres Hinabrollen des Steges bei niedrigem Wasserstand ermöglichen sollten. Die Treppe zur Hütte und zum Steg wurde mit Eisenbahnschwellen weiter gesichert; 1993 kam eine neue Trockenplattform für zwei Jollen dazu.

Da der Rursee zu Beginn der Neunziger gegen Saisonende oftmals einen sehr niedrigen Wasserstand hatte, verlegte der ASV seine Regatta ins Frühjahr; aus dem „Herbststürmchen“ wurde das „Maiglöckchen“, und man konnte wieder eine regere Beteiligung verzeichnen.

1994 führte die Renovierung der Staumauer zu einer verkürzten Segelsaison am Rursee. Zuvor hatten bereits Gerüchte die Runde gemacht, dass der See komplett entleert werden sollte, und Ausweichmöglichkeiten – z.B. Liegeplätze an der Maas – waren diskutiert worden. Tatsächlich jedoch wurde der Rursee für die Arbeiten an der Obersee-Mauer lediglich ab Anfang August um 20 m abgesenkt. Dennoch wurden die Boote nach der Hochschulmeisterschaft aufgrund des niedrigen Wasserstandes nicht wieder in Dienst gestellt. Ende November begann wieder ein normaler Aufstau am See, und zu Beginn der folgenden Saison war der Wasserstand so hoch wie seit langem nicht mehr.

 

Segellager, Hochschulmeisterschaften und andere Regattaaktivitäten

Das Jollensegellager über Pfingsten hat sich zu einer festen Institution im ASV entwickelt. Hier gibt es Gelegenheit für Neulinge, sich von den „alten Hasen“ in die Boote einweisen zu lassen, und erfahrene wie unerfahrene Segler schätzen die Möglichkeit, mal in einem anderen Revier – bevorzugt bei beständigeren oder auch stärkeren Windverhältnissen - zu segeln. Zweimal ging es ans Heeger Meer (1991 und 1994). 1992 fand das Segellager in Konstanz statt, da dort auch die Hochschulmeisterschaften ausgerichtet wurden, und die ASVer konnten feststellen, dass es am Bodensee zwar warm und sonnig ist, der Wind jedoch oftmals auf sich warten lässt. 1993 reisten die ASVer an die Müritz; dort gab es reichlich Wind, aber auch viel Regen und darüberhinaus die Möglichkeit, die Rostocker ASVer kennenzulernen, die als einzige dem Aufruf zu einem gemeinsamen Segellager aller Vereine des Verbands gefolgt waren. 1995 dann fand ein Segellager am Plöner See statt.

Neben dem Pfingstsegellager etablierte sich noch ein „Gleitjollenlager“ im Herbst, das in verschiedenen Segelrevieren der Niederlande abgehalten wurde.


In der ersten Hälfte der Neunziger nahm der ASV regelmäßig mit einer Reihe von Crews an den Internationalen Deutschen Hochschulmeisterschaften (IDHM) teil: 1991 Greifswald, 1992 Konstanz, 1993 Rostock und 1994 in Hamburg. 1995 fand die IDHM am Rursee statt; der ASV war Co-Ausrichter und verantwortlich für die Regattaleitung. Anfangs hatten die Organisatoren Sorge, dass sich nicht genügend Universitäten beteiligen würden, aber schließlich gingen doch etwa 60 Boote an den Start – leider bei überwiegend regnerischem und nur schwach windigem Wetter.

Außerdem nahmen ASVer in wechselnden Crews regelmäßig an Regatten am Rursee teil, so z.B. am Blauen Band, an der Vergleichsregatta mit dem AYC, am Hackebeil, am Wappen des SSCR oder an der Nachtregatta des ABC. Vor allem die Hobiesegler waren auch bei Regatten in anderen Revieren aktiv und erfolgreich.

1994 wurde in Zusammenarbeit mit dem AYC ein theoretisches Regattaseminar abgehalten, und auch in den folgenden Jahren fanden sich in unregelmäßigen Abständen erfahrene Segler des Vereins bereit, Neulinge in die Feinheiten des Regattasegelns einzuführen.

 

Seereisen mit der AG III

1991 segelte die AG III in der Nordsee. Von Breskens ging es zunächst an die englische Südküste und nach Frankreich; nach der Teilnahme an der Regatta Helgoland – Edinburgh dann wieder an die englische, belgische und französische Küste.

Nach einem Mastschaden im Jahr 1991 (Bruch des Achterstags im Kanal) startete die AG III mit einem neuen weißen Mast und Baum in die Saison 92, die das Schiff wieder durch die Ostsee über Schweden und Finnland bis nach Tallin und Petersburg führte.

Auch in der Saison 93 wurde eine Regatta gesegelt (von Blankenberge nach Ramsgate und zurück nach Oostende); im Laufe des Sommers segelte das Schiff dann über Schottland nach Island, auf die Hebriden und durch die Irische See. Trotz der „kalten Ziele“ war die AG III sehr gut ausgelastet, und viele ASVer nutzten die Gelegenheit, den Nordatlantik per Schiff und die Inseln bei anschließenden Landgängen kennenzulernen.

In der Saison 94/95 ging es dann in wärmere Gefilde: Die AG III wurde über die Biskaya ins Mittelmeer gesegelt; die folgenden Seereisen führten über die Balearen nach Korsika, Sizilien und Malta bis nach Griechenland und in die Türkei und von dort wieder zurück durchs westliche Mittelmeer auf die Kanaren. Im Winter wurde auf den Kanaren gesegelt, von dort ging es im Frühjahr nach Madeira und Porto Santo, dann an die Algarve und nach Lissabon und schließlich entlang der portugiesischen Küste nach Nordspanien und Frankreich. Insgesamt war die Auslastung des Seeschiffs während dieser Doppelsaison recht gut, auch wenn sich einige längere Liegezeiten zwischen den Törns nicht ganz verhindern ließen.

Doch einigen ASVern war auch das Mittelmeer noch nicht weit genug: Im Frühjahr 94 überführte eine Crew mit Jens E. als Schiffer eine Feeling 44 aus der Karibik nach Mallorca.


Hallennotstand

Ab 1993 liefen erste Bemühungen, eine neue Halle für die Unterbringung der Jollen zu finden. Die Halle in Kommerich war ziemlich baufällig und für die Halle in Walheim, für die sich bereits ein ortsansässiger Schützenverein interessierte, bestand kein langfristiger Mietvertrag mit der Stadt. Im September 95 kündigte dann die Stadt den Mietvertrag für Kommerich, und der ASV musste in der Wintersaison mit der Halle in Walheim auskommen. Dort wurde kräftig entrümpelt, um Platz für die zusätzlichen Boote zu schaffen; einige wurden auch privat untergestellt. Die Suche nach einer neuen Halle zu günstigen Mietbedingungen erwies sich als schwierig; erst 1997 wurde mit der Halle in Eschweiler Ersatz gefunden.