Verein
Geschichte des ASV Aachen
 

Kapitel 9

(das neunte Lustrum)
2001 – 2005


Verein

In den Jahren 2001 bis 2005 vollzog der Verein in jeder Hinsicht große Veränderungen. 2002 erhielt die ASV-Etage in der Pontstr. 110 erst eine neue Schließanlage, im Herbst einen neuen Anstrich, neue Lampen und Stühle sowie einen renovierten Versammlungstisch. Anfang 2003 wurde die Küche erstmalig verputzt und nach einem ungeplanten Austausch des Estrichs (zu uneben) gefliest und erneuert.


Jubiläen

Das 40. Stiftungsfest sollte am 30.6.2001 bei Jürgen Willen in Roetgen stattfinden. Am 3.6.2001 verstarb unser Vereinsgründer jedoch nach kurzer Krankheit, so dass wir wenig Lust zum Feiern hatten. Im September 2001 wurde das Jubiläumsstiftungsfest mit einer Kaffeefahrt auf dem Rursee mit der „Straßenbahn“ Stella Maris und anschließender Feier im Seehof an der Schwammenaueler Talsperre begangen, wo auch das allererste Stiftungsfest des Vereins stattgefunden hatte. Die Übernachtungsgäste residierten auf der Burg Heimbach und entdeckten damit gleich den Austragungsort des Stiftungsfestes 2002. Die erfolgreiche Organisation des Stiftungsfestes wurde für die Aktivitas vor allem in den folgenden drei Jahren zur fast unlösbaren Aufgabe, da die Interessen vieler Alter Herren, die sich einen gediegenen Rahmen und hochwertige Speisen wünschten mit den Vorstellungen der Aktivitas von einem erschwinglichen, legeren Sommerfest kollidierten. So feierten wir 2003 noch einmal im Seehof, 2004 auf Gut Melaten und 2005 wieder am Rursee (an der Hütte und in Woffelsbach), wobei meist ein Teil der Besucher begeistert und ein anderer eher unzufrieden war.

Der Ort für das alljährliche Labskausessen war hingegen unumstritten die Erholungsgesellschaft, in deren repräsentativen Räumlichkeiten wir immer sehr gerne feierten (außer 2002, als wir wg. Überbuchung auf die KHG ausweichen mussten). Auch hatte Zeiss mit dem Labskausrezept, das extra für uns einmal im Jahr herausgeholt wurde, mittlerweile den ASV-Geschmack getroffen und wurde stets sehr gelobt.


Mitgliederentwicklung und –werbung

Um die Jahrtausendwende ist die Aktivitas sehr klein und die pro Kopf zu leistenden Arbeitsstunden sind unerträglich hoch (über 110 geplante Arbeitsstunden), wobei jeder der wenigen Aktiven zusätzlich mindestens 1 Vorstandsamt und/oder 1-2 Obmannsposten zu besetzen hat. Das schreckt natürlich neue Anwärter ab.

Mitte 2002 beschließt die Aktivitas die Einführung des Praktikantenstatus. Praktikanten sind Anwärter, die Interesse am Verein haben und an Kursen des ASV teilnehmen, aber sich noch nicht zutrauen, alle Pflichten eines Anwärters zu übernehmen. Sie zahlen wie normale Anwärter und Aktive einen Jahresbeitrag in Höhe von 116 Euro, ihre Arbeitsstunden werden jedoch auf 20 begrenzt. Für die Ausbildung in Kursen und Seminaren zahlen sie 100 Euro (zzgl. DSV-Gebühren). Praktikanten haben gleiche Rechte wie normale Anwärter, sie sollen aktiv in das Vereinsleben hineinschnuppern. Jeder Praktikant kann nur ein Jahr lang diese Konditionen in Anspruch nehmen. Gleichzeitig wird die Kursgebühr für Externe, die nicht Vereinsmitglied werden wollen, deutlich angehoben. Praktische SKS-Ausbildung findet auf Charterbooten in europäischen Revieren statt. Binnenausbildung findet in Kompaktwochen am Rursee statt, deren Termine sich nach den Bedürfnissen der Ausbilder richtet. Externe Azubis, die die Kapazität des Vereins übersteigen, werden gegen Provision an Segelschulen abgegeben.

Der Termin für das Gästesegeln alljährlich im Juni wird ins Leben gerufen, um Interessierte zum Verein zu bringen und die Werbung wird verstärkt. In der Hauptmensa erhält der Verein eine eigene Werbefläche, im November 2002 findet erstmalig die ASV „Night of the Sails“-Party im Gewölbekeller statt unter dem Motto „Feiern bis zum Absaufen!“ Im September 2003 steigt die Fete auf Gut Melaten, im Mai 2004 wieder im Gewölbekeller. Danach müssen wir auf den Westbahnhof (Nov. 2004) und auf das B9 (Nov. 2005) ausweichen. Aus dieser „Party-Tradition“ ist schließlich die ASV-Etagenparty (erstmals April 2005) entstanden, die mittlerweile zwei Mal jährlich stattfindet, anfänglich mit Live-Musik der ASV-Band „Black Handed Spider Monkeys“. Auf der neu ins Leben gerufenen Veranstaltung „Day and Night of the Pont“ in der Pontstraße zu Wintersemesterbeginn ist der ASV präsent.


Prompt treten 2002 insgesamt 57 neue Mitglieder in den ASV ein, 2003 sind es 63 neue Mitglieder und 19 Aktivierungen, 2004 45 neue Mitglieder.

Dadurch kann die Arbeitsstundenbelastung zunächst auf 50 Std. pro Kopf für Aktive und Anwärter und 2003/04 sogar auf 40 Std. begrenzt werden. Im Winter 2002/03 werden 3.200 registrierte Arbeitsstunden geleistet, davon 1.400 am Seeschiff.

Nicht allein dem Praktikantenkonzept ist der Mitgliederzustrom zu verdanken, auch der verbesserten Ausbildung (in den Theoriekursen wird mit neu erstellten Powerpointfolien und Beamer gearbeitet), dem Charisma des ersten Vorsitzenden und dem großen, öffentlichkeitswirksam vorgetragenen Projekt des ASV, an der Transatlantikregatta „DaimlerChrysler North Atlantic Challenge“ von New York nach Hamburg im Sommer 2003 teilnehmen zu wollen .(s.u.).


Das Steg 2002-Projekt

Ende der 90er Jahre hatte sich die Erkenntnis im ASV durchgesetzt, dass die alte Steganlage, die teilweise noch aus den 60er Jahren stammte, nicht mehr erhalten werden konnte. Gleichzeitig waren die Kosten einer neuen Anlage ohne finanzielle Förderung durch Stadt und Land im ASV nicht tragbar. Unmittelbar vor dem Labskausessen 2001 erhielt der ASV überraschend, über dreieinhalb Jahre nach der Ersteinreichung des Antrags, einen positiven Förderungsbescheid vom Land NRW sowie der Stadt Aachen für einen Stegneubau. Voraussetzung für das Fließen der Gelder war eine erfolgreiche Installation der neuen Steganlage am Rursee bis Ende Dezember 2002.

Nach intensiver Prüfung der beiden Möglichkeiten - Selbstbau oder Kauf einer neuer Steganlage - wurde entschieden, das Projekt mir Hilfe einer französischen Stegherstellerfirma zu realisieren.

Im Oktober 2002 wurde die alte Steganlage mitsamt der maroden Plattformen abgebaut und die knapp 14 t Holz, Stahl und Plastik sortenrein binnen eines Tages in drei Container entsorgt. Nebenbei wurden zwei Holz-Schwimmplattformen neu gebaut. Ein echtes ASV-Gemeinschaftsprojekt, da insgesamt 42 Alte Herren, Inaktive und Aktive ungefähr zu gleichen Teilen vertreten waren.

Nach dem Abriss stellte sich heraus, dass auch die Verankerungsseile und die Verankerung einer grundlegenden Erneuerung bedurften. Somit wurden die alten Seile gegen knapp einen Kilometer neue Stahlseile ausgetauscht, und mit Hilfe zweier Taucher auf 50 m Wassertiefe die alten Ankergewichte gehoben, neu platziert und mit ein paar Tonnen neu gegossener Betongewichte verstärkt, sowie die neuen Seile daran befestigt.

Die Montage des neuen Stegs im Dezember 2002 gestaltete sich aufgrund konstruktiver Mängel der Herstellerfirma kompliziert.

Zwar konnte der neue Steg nahezu pünktlich zur Indienststellung 2003 mitsamt seinen 14 Wasserliegeplätzen, 8 Trockenliegeplätzen auf 4 erneuerten Schwimmplattformen und 8 Opti-Liegeplätzen im April 2003 in Betrieb genommen werden, jedoch waren Teile des Steges nicht nutzbar. So war zum Beispiel lange Zeit der rechte Takelsteg wegen zu flach unter der Wasseroberfläche laufender Seile gesperrt. Beim Stiftungsfest im Juni 2003 wurde der Steg feierlich eingeweiht.

Die Mängelbehebung und schließlich der Rechtsstreit mit der Herstellerfirma zogen sich über 3 Jahre. Schließlich konnte das Projekt 2005 erfolgreich beendet werden. Ein Meisterstück des jungen, aktiven Projektleiters, für das er den Hans-Schlott Gedächtnispreis erhielt.

 

 

Neue Jollen und Eigenbau „Voodoo“

Im Frühjahr 2003 wurde dem ASV ein Pirat gespendet, der auf den Namen Casipulami getauft wurde. Nunmehr hatte die Aktivitas wieder 2 gleiche Boote, die bei Klassenregatten und im sportlichen Wettkampf gegeneinander antreten konnten.

Im Sommer 2003 reifte nach dem Segellager die Idee, eine große, schnelle Gleitjolle selbst zu bauen. Mit Unterstützung eines erfahrenen Hobby-Bootsbauer-Ehepaares im Verein übernimmt ein Aktiver die Bauleitung. Die Konstruktion wird bei Dr. Jüs Segger in Hamburg in Auftrag gegeben und orientiert sich an den Grenzen der Vorschriften für den Rursee und für Trailerboote.ein trailerbares Boot darf maximal 2,5 m breit sein und Boote, die auf dem Rursee segeln wollen, dürfen Länge mal Breite maximal 20 qm haben. So hat das Boot eine BüA von 2,5 m und eine LüA von 8 m, außerdem ein Ballastschwert ohne Bombe, komplett aufholbar, maximal 1,4 m Tiefgang und eine Gesamtverdrängung von ca. 800 kg inkl. 4 Leuten Crew. Die Segelfläche am Wind soll 31 qm groß sein. Einen Namen hat das Boot auch schon: Voodoo.

Am ersten Adventswochenende 2003 fällt der Startschuss: aus zwei Sperrholzplatten von 9 m x 1,80 m Größe entsteht an einem Tag der Knickspant-Bootsrumpf in der stich&glue-Technik (bei der die Formen der beiden Rumpfhälften ausgeschnitten und mit Drähten provisorisch zusammengenäht werden. Nach dem Aufklappen müssen die Nähte natürlich noch dauerhaft mit Epoxy und Glasfaserband verbunden werden). Diesem Erfolgserlebnis folgt eine lange Zeit des Innenausbaus, in der der Rumpf seine Stabilität erhält und schließlich das Aufbringen von sieben Lackschichten und der Beschläge. Die Baufortschritte können jederzeit auf der ASV-Homepage verfolgt werden (weiterhin online unter http://www.asv-aachen.de/voodoo).

Insgesamt verschlingt das Projekt statt der veranschlagten 600 Arbeitsstunden 1.400 Stunden, blieb jedoch finanziell im veranschlagten Rahmen. Auf dem Segellager 2004 in Edam macht unsere neue Gleitjolle Voodoo schließlich ihre Jungfernfahrt. Bei der Rursee-Indienststellung zeigt sich, wie bekannt Voodoo bereits ist: viele Segler wissen über das Boot Bescheid und sind beeindruckt, als sie es sehen. Die Tradition der Bauwochenenden, an denen viele ASVer gleichzeitig in der Eschweiler Halle an dem gleichen oder verschiedenen Booten arbeiteten, entstand beim Voodoobau und wurde noch eine Weile aufrechterhalten.


Rursee und Regatten

Bei den Regatten am Rursee in den Jahren 2001 bis 2005 ist der ASV regelmäßig mit einigen Jollen vertreten. Bei der AYC-Vergleichsregatta erringt er jedes Jahr den 2. Platz.

Erwähnenswert ist die Teilnahme an der EDHEC-Regatta (Ecole des Hautes Etudes Commerciales de Lille), die jährlich in Frankreich an verschiedenen Orten stattfindet. 2004 nehmen erstmalig 2 ASVer als Teil des siebenköpfigen SUPAAST SUPmeca AAchen Sailing Team aus 4 Studierenden der Supmeca (staatl. Ingenieurshochschule in Paris und Partneruniversität der RWTH) und 3 Studierenden der RWTH an der 36. EDHEC-Regatta in Brest teil. Gesegelt wird eine gecharterte Bénéteau Figaro, gestartet in der Einheitsklasse.

2005 gelingt es, ein eigenes achtköpfiges ASV-Team unter der Schirmherrschaft des Rektors der RWTH zur EDHEC nach Les Sables d’Olonne, nördlich von La Rochelle zu entsenden. Das Team SailING startete als einzige deutsche Crew unter insgesamt 6.000 Studenten auf 200 Booten mit 37 anderen Booten in der 10 m „Grand Surprise“- Klasse. Die internationale Studentenregatta erwies sich als Mega-Event, an dem auch in den Folgejahren ASV-Crews teilnehmen würden.

 

 

Seeschiff

Die Aquis Granus III erlebt 2001/2002 eine Doppelsaison, die sie auf die Azoren und die Kanaren sowie die Kapverden führt. Den Auftakt macht im Juli 2001 die Regatta Rotterdam-Horta, die durch zwei schwere Stürme gekennzeichnet ist und die die Crew unter Skipper Robert Rohde nach 14 Tagen, 9 Stunden und 17 Minuten als 3. Boot nach gesegelter und 1. Boot nach berechneter Zeit in ihrer IMS-Klasse beendet. Es folgen Reisen zwischen den Azoreninseln, schließlich weiter nach Madeira und von dort zu den Kanaren. Nach einer verkürzten Winterüberholung im März 2002 auf Teneriffa geht es auf die 1000 sm lange Strecke zu den Kapverden und von dort wieder zurück zu den Kanaren. Erwartungsgemäß ist die Rückstrecke bei Nordostpassatwinden eine komplette Gegenwindreise. Für diese Reise erhält die Crew um Schiffer Andreas Reimann später den Dr. Perlia-Preis der Segelkameradschaft Wappen von Bremen.

Auf der Reise nach Lissabon löst die von einer Welle über Bord gespülte EPIRP vor der Küste Marokkos einen Seenotalarm aus. Die Verantwortlichen im Verein, die sofort von der MRCC Bremen verständigt werden, werden in Schrecken versetzt. Schließlich kann die Crew die Boje bergen und Entwarnung geben.

Im Herbst ist die Aquis Granus wieder in ihrem Heimathafen Breskens. Mit an Bord: Kakerlaken von den Kanarischen Inseln. Insgesamt legt die Aquis Granus III auf 27 Seereisen 12.226 Seemeilen in der Doppelsaison 2001/2002 zurück.

Das Jahr 2003 steht im Zeichen der Teilnahme an der DaimlerChrysler North Atlantic Challenge (DCNAC) von New Port nach Hamburg (s.u.). Im Anschluss daran segelte die Aquis Granus durch die Ostsee bis Stockholm und schließlich in ihr Winterlager im polnischen Puck (Putzig) in der Danziger Bucht, wo sie nach der aufreibenden Saison und vor dem Beitritt Polens zur EU grundüberholt werden soll. Insgesamt brachte das Schiff 2003 rund 11.000 sm hinter sich. Trotz Verzögerungen bei der Fertigstellung der Arbeiten in der polnischen Werft und nach mehrtägiger tatkräftiger Hilfe durch die Indienststellungscrew konnte der ASV im Frühjahr 2004 eine rundum erneuerte Aquis Granus III sein Eigen nennen. Im Mai 2004 fand ein Manövertraining mit keinem Geringeren als dem deutschen Profisegler Tim Kröger statt.

Die Seereisen führten das Schiff im Sommer 2004 bis nach Bergen in Norwegen und im August auf die Regatta HSH-Nordbank-Cup von Kiel nach Kopenhagen und zurück. Auf der Regatta kam es durch Unachtsamkeit bei bestem Segelwetter zu einem Mann-über-Bord-Fall unter Spinnaker. Trotz sofortigen Bergens des Spinnakers und Aufsuchen der Unfallstelle konnte die Person nicht gefunden werden. Glück im Unglück: der Überbord-Gefallene wurde von einer nachfolgenden Regattayacht (Concubine) aufgenommen und bis nach Kopenhagen mitgenommen (eine Übergabe auf See erschien zu gefährlich).

Die Winterüberholung 2004/2005 fand in Makkum statt und dauerte lediglich 4 Wochen, da das Schiff von Oktober bis März an den Regatten der Ijspegeltrophy vor Scheveningen teilnahm.

Im Mai 2005 übernahmen wir unser heutiges Vereinsschiff Aquis Granus IV, bis dahin „Tonnerre de Breskens“, von Piet Vroon (s.u.). Nach einem Ausflug in die irische See startete sie auf der Cowes Week und dem Fastnet Race 2005. Am 15. Oktober 2005 taufte die Lebensgefährtin von Piet Vroon, Kristin Callens in Anwesenheit zahlreicher ASVer in Breskens die Tonnerre auf den Namen Aquis Granus. Nun waren wir wieder in unserem Heimathafen, diesmal mit einem neuen Schiff.


DaimlerChrysler North Atlantic Challenge 2003:

Wohl eines der beeindruckendsten Projekte des ASV in seiner Geschichte war die Teilnahme der Aquis Granus III an der Transatlantikregatta „DaimlerChrysler North Atlantic Challenge“ (DCNAC) im Jahre 2003.

Die Idee, an der DCNAC teilzunehmen, wurde 2001 geboren und entwickelte sich trotz vieler Widrigkeiten und Widerstände zu einem letztlich überwältigenden Erfolg.

Nach der Doppelsaison 2001/2002 war die Aquis Granus in einem Zustand, der eine ausgiebige Winterüberholung nötig machte. Gleichzeitig war die Aktivitas klein und durch das anstehende Stegprojekt genug beansprucht. Dem Durchhaltevermögen des Initiators und zunächst einiger, später zahlreicher Mitstreiter und begeisterter Helfer und dem glücklichen Umstand des enormen Mitgliederzuwachses ist es zu verdanken, dass der Verein am 10.10.2002 in einer Pressekonferenz im Quellenhof in Aachen in Anwesenheit des Oberbürgermeisters Dr. J. Linden und des Rektors der RWTH, Prof. B. Rauhut, seine Teilnahme an der Transatlantikregatta bekannt geben konnte.

In Vorbereitung auf die Regatta fanden in Aachen Seminare und Trainings zu verschiedenen Themen statt, darunter Wundversorgung, Medizin auf See, Brandschutz und Brandbekämpfung (mit der Aachener Berufsfeuerwehr), Seenotsignalübung auf dem Truppenübungsplatz der Bundeswehr, Einsteigen in die Rettungsinsel im Wellenbad in Eschweiler, Wetterkunde, Schwerwettersegeln und Segeltaktik.

Ein Großteil des Budgets (insgesamt rund 45.000 Euro) für dieses riesige Projekt wurde von Sponsoren zur Verfügung gestellt. Dies gelang u.a. durch professionelle Pressearbeit und professionell gestaltetes Sponsoreninformationsmaterial.

Die Altherrenschaft des ASV spendete den VASV-Hochseepreis, der an das schnellste ASV-Schiff verliehen werden sollte.

Da aufgrund der Seeschiffüberholung im Winter 2002/2003 nicht genug Zeit blieb, um das Schiff bereits im Herbst 2002, beispielsweise mit der Atlantic Rallye for Cruisers, über den Atlantik zu segeln, wurde die AG III am 1.3.2003 in Rotterdam auf den Frachter „Scan Atlantik“ verladen. Mit ihm stach sie am 3.3.2003 in See Richtung Bahamas. Mit an Bord waren zwei Aktive des ASV, die am 20.3. in Lee von Berry Island, einer vorgelagerten Insel, 50 sm entfernt von Port Lucaya, dem Zielhafen auf Grand Bahama, mitsamt dem Schiff ins Meer gesetzt wurden und von dort ins Ziel motorten. Der Frachter hatte vor allem auf der ersten Hälfte der Strecke mit schwerem Sturm zu kämpfen gehabt, so dass das Schiff eine Woche später als geplant auf den Bahamas eintraf.

Sechs Urlaubsreisen führten das Schiff bis Anfang Juni gen Norden bis New York und schließlich New Port. Dort fand eine intensive Zwischenüberholung und Vorbereitung auf die Regatta statt, bis unser Seeschiff am 14.6.2003 über die Startlinie segelte.

Während der Regatta konnten die stündlich aktualisierte Position der AGIII und Nachrichten der Crew sowie Wetterinformationen aus dem aktuellen Seegebiet auf den ASV-Webseiten eingesehen werden. Nie zuvor hatte der ASV-Webserver so viele Zugriffe (insgesamt über 25.000 während der Regatta), viele davon aus dem Ausland.

Das Rennen selbst war überwiegend von Schwachwind geprägt (jedoch auch 2 Stürmen) und dauerte für die AGIII länger als geplant. So verpasste die Crew knapp die Verleihung des VASV-Preises, der vom Rektor der RWTH, Prof. Rauhut in Hamburg an die Kieler ASVer verliehen wurde, die mit dem Peter von Danzig der AGIII und der Walroß (ASV Berlin) davon gesegelt waren.

Am 10.7. um 9:15:45 Uhr MESZ passierte die Aquis Granus III bei strahlendem Sonnenschein und Rückenwind die Alte Liebe in Cuxhaven und somit die Ziellinie der "DaimlerChrysler North Atlantic Challenge". Mit einer Fahrtzeit von 612,93 Stunden (25,5 Tagen) belegte die Crew nach 3.600 Seemeilen Platz 36 in einem Starterfeld von 63 internationalen Yachten.

Rechtzeitig zur allgemeinen Preisverleihung und zur unvergesslichen Abschlussfeier des Norddeutschen Regattaverbandes in den Hamburger Kaispeichern traf die AG III im Hamburger Citysporthafen ein. Den Familien der Crew und den ASVern, die in das Racevillage gekommen waren, um die AGIII zu begrüßen, werden der bewegende Empfang, der unserem Schiff und unserer Crew gemacht wurde, für immer in Erinnerung bleiben. Alle Menschen in dem vollgestopften Hafen applaudierten, alle Schiffe tröteten. Ein großes Feuerwehrschiff spie vier Fontänen gleichzeitig. Die Crew, ihre Angehörigen und alle ASVer waren überglücklich, dass alle wohlbehalten in Hamburg angekommen waren.

Insgesamt wurde in über 40 Presseartikeln von der Teilnahme der Aachener Segler an der Regatta berichtet, im Rahmen der Regattavorbereitung und während der Überfahrt berichtete drei Mal die WDR Lokalzeit und der WDR Köln unter Wiel Verlinden drehte eine einstündige Reportage über die beiden schnellsten Schiffe der Regatta und die Aquis Granus, die schließlich am 3.1.2004 ausgestrahlt wurde.


Kauf der AG4

Nach der Teilnahme an der DCNAC machte sich im Verein der Wunsch nach einem neueren, schnelleren Seeschiff breit. Trotz sportlichen Segelns brachte die Aquis Granus III die Crew auf Regatten zwar sicher, aber aufgrund ihres Gewichtes und ihrer Segeleigenschaften, spät ins Ziel. Gleichzeitig schien der Zeitpunkt für einen Neukauf vorteilhaft, weil der Verein einen hohen Bekanntheitsgrad und damit möglicherweise gute Chancen auf ein Sponsoring, z.B. bei einem Neubau, hätte und die Aquis Granus III auf der Transatlantikregatta ihre Belastbarkeit unter Beweis gestellt hatte und somit einen guten Verkaufspreis erzielen könnte.

Zunächst wurde ein Refit der AGIII in Erwägung gezogen. Im Verlauf verfolgte der ASV die Idee eines Neubaus. Ein Technikteam erarbeitete die Anforderungen, die der Verein an das neue Schiff stellte, ein Finanzierungsteam war für die Finanzplanung zuständig. Ende 2003 vergaben wir den Auftrag für einen Konstuktionsvorentwurf an das renommierte Konstruktionsbüro Judel & Vrolijk.

Es zeigte sich, dass wir unsere Wünsche an unsere Möglichkeiten würden anpassen müssen und dass ein Neubau mit erheblichen finanziellen Risiken verknüpft wäre. Die Erwägung, das Schiff zumindest in Teilen in Polen bauen zu lassen, führte dazu, dass die AGIII zur Winterüberholung nach Polen gebracht wurde. So konnten wir wertvolle Erfahrungen mit den Möglichkeiten in Polen sammeln.

Der Judel & Vrolik-Entwurf polarisierte den Verein: die einen waren begeistert, die anderen lehnten ihn als zu sportlich ab. Ohnehin kamen wir bei der Suche nach einer passenden Werft nicht weiter.

Im Januar 2005 begannen die Ereignisse, die schließlich die Lösung brachten. Eine gebrauchte Hylas 51 „Magic“ des Eigners Piet Vroon war in unser Visier gerückt. Sie erwies sich bei einem Besichtigungstermin als „AGIII in groß“. Doch Frans Maas und Robert Tan von Standfast empfahlen uns die Besichtigung der anderen zum Verkauf stehenden Vroonschen Yacht, der Tonnerre de Breskens. Das Schiff ähnelte unserem J&V-Entwurf: es hatte die Stabilität eines Offshore-Regattaschiffes, verfügte über bequeme Rohrkojen, eine große Navi und eine perfekte Pantry, hochwertige Elektronik und Beschläge, war es doch nach den Vorstellungen eines Mannes gebaut, der viel Erfahrung mit Schiffen hatte. Der große Vorteil des Schiffes: es war fertig! Die Verhandlungen mit Piet Vroon waren zunächst schwieriger als gedacht, da er wohl nicht daran glaubte, dass der ASV sich dieses Schiff wirklich leisten wollte. Für ein Probesegeln verlangte er 10% des Preises als Kaution und die Übernahme der In- und Außerdienststellungskosten. Als es zu Verzögerungen beim Bau seiner neuen Yacht kam, stellte er die Tonnerre doch in Dienst und lud uns zu einem Probesegeln ein. 11 ASVer nahmen Anfang April 2005 daran teil und waren begeistert. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 30. April 2011 ermächtigte den BGB-Vorstand, das Schiff zu kaufen. Am 8.5.2005 kaufte unsere BGB-Vorsitzende das Schiff per Handschlag von Piet Vroon.

Im Oktober 2005 wurde die Tonnerre in Breskens auf den Namen Aquis Granus getauft. In der Saison 2005 legte der ASV mit ihr noch mehr als 5000 sm zurück und hat den Kauf bis heute nicht bereut, selbst wenn auch dieses Schiff nicht wartungs- und reparaturfrei ist. Seit wir unsere Aquis Granus IV haben, sind liegen wir nach Regatten am Steg und nicht als letzte im Päckchen und kommen pünktlich zur Party.