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Kanalinseln „Bretonische Verhältnisse“

Cherbourg (FR), August 2017

2017

Bei strahlendem Sonnenschein treffen wir am späten Nachmittag in Cherbourg ein und wollen die kommenden Tage eine Rundreise nach Guernsey, Isle of Wight und Le Havre starten. Vorher wird aber erst einmal gegessen. Jemand hat aus Köln „rescue bread“ und andere Leckereien mitgebracht, die beim Bäcker auch „Gutes vom Vortag“ heißen.

Ganz entspannt und gut gelaunt segeln wir am Sonntag los und landen nach einigen Übungsmanövern in Guernsey, wo wir freundlich zu einem Liegeplatz eskortiert und sofort mit den wichtigsten Dokumenten zum Einklarieren versorgt werden. Die Profis an Bord wissen, dass wir zwei Formularsets brauchen, sonst passen die zwölf Namen nicht auf´s Blatt. Der Zoll möchte nicht nur haarklein wissen, welches Schiff hier liegt, sondern auch welches Alter, Geschlecht und Schuhgröße die Crew hat. Vor allem aber interessiert, ob es Tiere an Bord gibt.

Naja, nach wenigen Stunden ist der Papierkram erledigt und die Unterlagen beim Landgang in den Postkasten eingeworfen. Beim abendlichen Bier im Pub wird beschlossen, den Montag auf der Insel zu verbringen und abends in Richtung Cowes zu starten, sodass wir den Kanal in der Nacht queren. Der Morgen bringt neben trübem Wetter auch den „customs man“ ans Boot, der ohne lange Vorreden (wo bleibt nur die Höflichkeit der Engländer) wissen will, ob wir Tiere an Bord haben und warum wir das Dokument nur halb ausgefüllt haben. Immerhin sieht er, dass wir ein Universitätsboot sind und unterstellt (richtigerweise), dass wir des Lesens und Schreibens mächtig sind. Wir haben natürlich keine Tiere an Bord und können glaubhaft versichern, dass das andere Dokument mit den weiteren Angaben noch im Briefkasten sein muss und er doch bitte nochmals nachschauen solle, ob in den unendlichen Weiten des Kastens noch ein Fitzel Papier stecken könnte. Er glaubt es uns und nach einem Frühstück mit rescue bread aus Köln geht es nach St. Peterport oder mit dem Bus an den Strand.

Zum Nachmittag trudeln alle wieder ein und wir starten in Richtung Solent. Die Nacht wird ziemlich nebelig, aber ruhig. Der Plan, die Needles bei Sonnenaufgang zu passieren geht voll auf, nur die Sonne ist im Nebel nicht zu sehen und der Leuchtturm ist nur in Schemen zu erahnen. Schade.

Cowes ist wie immer schön und nach einem herzhaften Frühstück – natürlich mit rescue bread, aber sinkender Begeisterung für das Brot – streunern wir durch den Ort. Abends stranden wir im Pub und am nächsten Morgen segeln wir durch den Solent weiter nach Osten und Süden auf Kurs Le Havre. Das Frühstück beinhaltet – natürlich - wieder rescue bread. Es wurde halt viel Brot gerettet.

Der Tag wird schön, der Wind lädt zum Halsen ein und zur Feier des Tages gibt es Ananas-Crumble mit frischer Schlagsahne – ein Schneebesen, ein Akkuschrauber und etwas Tape und der Genuss ist perfekt. Wer braucht schon Haushaltsgeräte zum Sahne schlagen?

Gegen Abend steuern wir Le Havre an. Bei Hochwasser ist es ziemlich einfach in den eher funktional gehaltenen Stadthafen einzulaufen. Überall Wasser und ein paar Stege. Am Morgen sehen wir weiterhin Stege, aber ansonsten um uns herum zahlreiche Dämme und Stegtreppen mit 9 m Höhenunterschied. Es ist halt Springzeit.

Das Frühstück bringt – nein, diesmal nicht – frische Croissants und Baguettes. Wir fühlen uns wie Gott in Frankreich. Beim Auslaufen winken wir noch dem Peter von Danzig zu, der gerade aus Halifax vom Tal Ship Race zurück ist. Laut Navi und Gezeiten schaffen wir es mit dem Strom bis zum Cap, aber kurz vor Cherbourg müssen wir bei fünf Knoten Strom gegenan den Motor anwerfen.

Da der Hafen voll ist und wir mit unserem Tiefgang nicht überall liegen können, gehen wir ins Päckchen mit einem tall ship aus Lettland, das ebenfalls aus Halifax gekommen ist. Die lustige Truppe und der finnische Skipper vom Nachbarschiff fordern Liegegebühren in Form von Dosenbier. Dafür singt deren hauptsächlich weibliche Crew im Cockpit fröhliche Lieder. Auch ohne Gesang können die Aachener feiern und am frühen Morgen gehen wir schlafen.

Der letzte Tag lädt noch zu ein paar up and downs ein, wobei zwei Crewmitglieder lieber die Zeit nutzen und die Stadt zu erkunden. Dabei schließen sie Freundschaft mit Marie und Aurelie aus Cherbourg, die uns am Abend besuchen und uns auch mit dem Nachtleben von Cherbourg vertraut machen. Der Abend ist so beeindruckend, dass Teile der Crew, die am Samstagmorgen eigentlich um 6:30 am Bahnhof sein sollten, nur durch intensives Schütteln und Anschreien dazu zu bewegen sind, die Koje zu verlassen. Schlussendlich sitzen aber alle in ihrem Zug und auch die zurückgelassenen Handys, Portemonnaies und Sonnenbrillen finden am Nachmittag in Aachen ihre Besitzer wieder.

Als Fazit bleibt ein schöner Segeltörn mit moderatem Wind und viel Sonne. Das rescue bread ist am Ende aufgegangen und jeder in der Crew kennt den größten Hit von Mike Krüger in- und auswendig. Herzliche Grüße an Bodo ….