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Bericht von Bord: RORC Caribbean 600

In der Regel liegt die Aquis Granus IV, Vereinsyacht des Akademischen Seglerverein der RWTH, im Winter wie die meisten Schiffe in Europa im Winterlager und wartet auf wärmeres Wetter. Doch im Herbst ist die 16 m lange Segelyacht einfach dem warmen Wetter gefolgt und hat den Atlantik bis in die Karibik überquert. Dort ist außerhalb der Hurrikan-Saison zwischen Oktober und Mai Hochsaison für den Segelsport. Diese Bedingungen nimmt sogar der britische Royal Ocean Racing Club (RORC) zum Anlass dort die „Caribbean 600“ zu veranstalten, ein 600 Seemeilen (1.110 km) langes Hochseerennen, quer durch die karibische Inselwelt.

Bereits eine Woche vor dem Start fand sich meine 12-köpfige Crew aus aktuellen und ehemaligen RWTH-Studenten auf Guadeloupe ein, um dort das Schiff zu übernehmen und fit für das Rennen zu machen. Start und Ziel der Regatta befinden sich vor Antigua, das gut 100 km nördlich von Guadeloupe liegt. 3 Tage vor dem Start fanden sich 77 Yachten im English Harbour von Antigua ein, um dort die intensiven Sicherheitschecks der Veranstalter zu absolvieren und letzte Vorbereitungen zu treffen.

Am Montag, den 18.02 fand dann gegen Mittag bei traumhaftem Wetter vor der Steilküste der Start statt. Mit fünf Stunden Zeitverschiebung wurde dieser dann auch gegen Nachmittag in den Vereinsräumen der ASVs in der Pontstraße von vielen Interessierten verfolgt. Dort machte auch schnell die Runde, dass uns unmittelbar vor dem Start noch mit der Großfallklemme ein wichtiges Bauteil gebrochen war, das zwar provisorisch repariert werden konnte, aber über das Seeschiff-Team in Aachen schnell neu beschafft werden muss.

Gegen die fast ausschließlich größeren Yachten konnten wir am Start nur schwer mithalten, doch bei über 1000 km Gesamtstrecke kommt es auf ein paar Meter am Start nicht an. Regattastarts erfolgen immer gegen den Wind, sodass wir zunächst gegen den Wind kreuzen mussten. Bei 25 kn (50 km/h) Wind und 2 m Wellenhöhe durchaus anspruchsvoll und nass, da am Start fast die gesamte Crew zwecks Gewichtstrimm auf der ungeschützten „hohen Kante“ sitzt. Insgesamt sollten auf der Strecke elf Inseln auf vorgegebenen Seiten umrundet werden. Auf dem Großteil der Stecke konnten wir überwiegend mit halben (seitlichen) und achterlichen (von hinten kommenden) Winden segeln. Bedingungen und Geschwindigkeiten, von denen man in Nord- und Ostsee oft nur träumen kann.
Doch auch bei günstigen Bedingungen benötigt man für 600 Seemeilen nur mit Windkraft immer noch mehrere Tage. Die Crew rotiert dabei ständig durch. Vier Leute fahren aktiv das Boot und stellen ständig die Segel ein. Vie Leute stehen zusätzlich für Manöver bereit, kochen und versorgen die Crew. Vie Crewmitglieder dürfen schlafen. Tagsüber sucht man an Deck unter der fast senkrecht scheinenden Sonne vergeblich nach Schatten.
Unter Deck ist es ohne den kühlenden Wind noch unerträglicher. Pro Tag trinken wir über 50 Wasserflaschen und es kreist ständig eine Flasche Sonnenmilch. Doch genauso wie die Sonne auf den kleinen Antillen morgens um sechs aufgeht, geht sie auch abends um sechs wieder unter. Bei Vollmond und sternklarem Himmel ist es fast taghell an Deck. Der Wind kühlt endlich die verbrannte und mit Salz verkrustete Haut. Doch gerade in der Nacht ist die Anspannung groß. Typisch für die Karibik sind lokale, plötzlich auftretende Gewitterzellen, sog. „Squalls“, die uns zum sofortigen Handeln mit der gesamten Crew hätten zwingen können. Wir blieben jedoch verschont und konnten in zwei Situationen die Segel rechtzeitig verkleinern.
Während elf Yachten wegen Schäden aufgeben mussten, kamen wir fast ohne Schäden über die Strecke. Doch leider nur fast. Kurz vor dem Ziel riss das Großsegel ein und wir konnten uns noch so gerade über die Linie retten. Die Aquis Granus benötigte für die Strecke letztendlich 3 Tage, 2 Stunden und 17 Minuten. In einer sehr professionellen Gruppe konnte der 37. Platz von 52 gestarteten Yachten belegt werden.
Trotz einiger Strapazen war es für die Crew ein einmaliges Erlebnis, von dem noch auf vielen folgenden Segeltörns erzählt werden wird.

Rolf-Hendrik Wittenberg