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Kieler Woche und Flensburger Fördewoche 2021

Kieler Woche 2021

Am letzten Wochenende sind drei sehr bewegte Wochen auf der Aquis Granus für mich zu Ende gegangen. In dieser Zeit ist so viel passiert, dass es eigentlich nicht in den kleinen Newsartikel für die Webseite passt, den unser Pressesprecher bei mir bestellt hat. Ich versuche es trotzdem:

Gleich am ersten geplanten Reisetag hatten wir eine Kollision. Aber keine Angst: Wir waren nicht schuld. Wir lagen nämlich in der Box. Glücklicherweise ist auch nicht viel passiert. Es konnte also weiter gehen mit unseren Regatta-Bemühungen.

AG4 bei der KiWo 

 

Anschließend haben wir tonnenweise überflüssiges Gewicht aus dem Boot ausgeräumt - naja, zumindest eine Tonne wird es gewesen sein. Die Aquis Granus lag anschließend ca. 10 cm höher, was sich im Kielkasten gut ablesen ließ. Nach dem ersten kurzen Schlag zum Einschaukeln fiel auf, dass die Spibaumklaue fehlte: Abgefallen aus Altersschwäche. Das Gewinde war wegkorrodiert. Ohne Spibaum keine Regatta - so viel stand fest. Hier stand unsere Teilnahme zum ersten Mal auf der Kippe.

 

Dank der Hilfe vieler Freunde des Vereins und des beherzten Anpackens der Crew konnte aber innerhalb kürzester Zeit eine neue gebrauchte Klaue beschafft werden, die aber noch angepasst werden musste. Das Training konnte also beginnen - dachten wir. Als nächstes machte aber beim Herausfahren die Schiffsschraube mit seltsamen Geräuschen auf sich aufmerksam. Beim Tauchgang stellten wir fest, dass diese sich schon einen Zentimeter weit gelöst hatte. Ein Taucher musste her, denn so konnten wir nicht mehr aus dem Hafen. Ein Taucher? In Kiel? Während der Kieler Woche? Unmöglich! Die Teilnahme an den Rennen war zum zweiten Mal ernsthaft gefährdet.

 

Aber auch hier half unser Hilferuf bei diversen Freunden und die Schraube konnte alsbald wieder befestigt werden. Leider verloren wir dadurch einen weiteren kompletten Trainingstag. Zudem erschwerte die Verlegung zu Steg Nr. 9 unsere Logistik, sodass wir bis zum Ende der Veranstaltung täglich mehrere Stunden an Laufwegen verbrachten. Was die Sache ebenfalls nicht einfacher machte, waren die während der Kieler Woche nicht mehr verfügbaren Handkarren im Hafen - sie seien zu oft gestohlen worden bei solchen Veranstaltungen, sagte man uns.

AG4 bei der KiWo 

Dankenswerter Weise verzagte die Crew auch hier nicht und wir konnten nach letzten Arbeiten an der Spibaumklaue endlich - 3 Tage nach unserer Ankunft (!) zu unserem ersten halben Trainingstag aufbrechen. Es war wenig Wind, aber wir nutzen ihn trotzdem. Für den nächsten Tag, also unseren ersten vollen Trainingstag am Freitag, war mehr angesagt. Auch diesen Wind nutzten wir - um unseren mit über 200qm größten Spinnaker, den "S2" so richtig schön um's Vorstag zu wickeln. Auf See waren nacheinander 4 verschiedene Crewmitglieder im Mast. Zunächst, um den Spi zu bergen. Nachdem dies misslang, um ihn da oben so zu sichern, dass wir damit in den Hafen fahren konnten. Wir benötigten dazu unzählige Zeiser, insgesamt 4 Schoten und 4 Fallen. Glücklicherweise kamen wir heil im Hafen an. Mit der anschließenden Bergungsaktion mühten wir uns bis tief in die Nacht von Freitag auf Samstag hinein ab. Dabei war es ja der ursprüngliche Plan, am Samstag in aller Frühe abzulegen, um am Welcome-Race nach Eckernförde teilzunehmen. Diesen Plan verwarfen wir.

Spi um Stag

 

Stattdessen wurde morgens der "S2" gesichtet. Noch in der Nacht hatte ich beim Herunterschälen vom Vorstag eine Schadstelle entdeckt und so erwarteten wir nichts Gutes. Zu unserer großen Erleichterung war er aber nur an zwei Stellen beschädigt und diese waren zudem äußerst klein, sodass wir sie selbst reparieren konnten. Den halben Samstag und den Sonntag nutzten wir zum Training. An einem der Tage fuhren wir sage und schreibe 42 (!) Spinnaker-Halsen. Danach konnten wir es.

AG 4 mit Spi 

In den folgenden drei Tagen stand der "Kiel Cup" an. Eine Serie aus Up-and-Down-Wettfahrten mit ausgelegten Tonnen. Alle drei Tage waren von für die Kieler Förde für diese Jahreszeit völlig untypischen Leichtwind-Verhältnissen geprägt. Sogar die Presse berichtete darüber, dass es solche schlechten Bedingungen bei der Kieler Woche noch nie gegeben habe. Aufgrund der Umstände konnten am Ende auch lediglich 4 Wettfahrten gesegelt werden. Obwohl die Aquis Granus solche leichten Lüftchen bekanntlich nicht liebt, nahmen wir an allen Läufen teil. Dabei kamen wir ein Mal sogar als Dritter und damit vor dem späteren Gesamtsieger "Halbtrocken 4.5", einem Schiff, das noch schneller sein muss als unseres, ins Ziel. Darauf waren wir sehr stolz.

Auf Kante  

Die nächste Regatta war das "Silberne Band". Eine navigatorisch äußerst anspruchsvolle Langstrecke, die unter anderem durch den engen "Svendborg Sund" führte. Nach dem Rennen hörten wir, dass in der Nacht ganze drei Schiffe aus dem Regattafeld im Sund aufgelaufen waren. Wir hatten die Passage weit im Voraus bis ins kleinste Detail geplant und meisterten sie glücklicherweise ohne Zwischenfälle. Aus dem Sund heraus kamen wir als zweites Boot im Rennen und machten uns zwischenzeitlich sogar Hoffnung darauf, die Führung zu übernehmen, denn wir konnten auf den Ersten Boden (bzw. Wasser) gut machen. Am Ende bauten unsere Rivalen ihre Führung aber wieder aus. Trotzdem freuten wir uns, zumindest als zweites Boot über die Ziellinie fahren zu dürfen.

Regattafeld
 

Damit ging eine spannende Kieler Woche zu Ende und zugleich war es der Start der Flensburger Fördewoche, an der wir ebenfalls noch teilzunehmen beabsichtigten. Die Überführung und das Training für die beiden in Flensburg anstehenden Regatten verliefen gut. Man merkte, wie gut die Crew in den Manövern bereits aufeinander eingespielt war. Der Abstimmungsaufwand mit den vier neuen Crewmitgliedern war vergleichsweise gering. Am letzten Trainingstag mussten wir aber leider einen weiteren Rückschlag erleben: Als wir unseren größten Gennaker, den "A3" setzen wollten, schaffte dieser es gerade einmal bis zur Mastspitze, fing dort noch nicht einmal richtig Druck und löste sich aus bisher ungeklärten Gründen vom Spifall-Schäkel. Wir haben im Hafen alles überprüft: Diese Schäkel sind entweder ganz auf oder ganz zu. Der Fehler kann also eigentlich nicht auftreten - eigentlich. Nun lag der Gennaker aber dennoch im Wasser, wurde hinterhergezogen und (wie sich am Abend herausstellte) dadurch so ziemlich zerstört. Schade: Ein Gennaker weniger für die nächsten Regatten und zudem nicht unerhebliche Kosten für die Crew.

AG4 von oben 

Dennoch warfen wir auch nach dem nunmehr insgesamt fünften Rückschlag in kurzer Zeit nicht die Flinte ins Korn. Es folgten zwei sehr schöne Regattatage auf der Flensburger Förde, in denen wir uns auch weiterhin merklich steigern konnten. Die Startfelder waren noch größer als bei der Kieler Woche und darüber hinaus brachten die zeitgleich stattfindenden 12er-Regatten zusätzliche Spannung ins Spiel. Zum Abschluss der Woche gab es am Samstagabend eine Siegerehrung, bei der wir den ORC-int-Preis für die schnellste gesegelte Zeit über alle Regatten hinweg erhielten. Das kam völlig unerwartet und wir freuten uns umso mehr darüber.

Freude bei der KiWo 

Es war eine äußerst bewegte und spannende Zeit auf einem Schiff, das zwar in den heutigen Regattafeldern zu den "Oldtimern" (Baujahr 1997) gehört, aber immer noch eines der schnellsten auf der Bahn ist. Auf einem Schiff, das viel kann und deshalb auch viel von seiner Crew fordert. Und ich war ein Skipper, der ebenfalls viel von seiner Crew gefordert hat. Vielen Dank an alle, die dabei mitgemacht und durchgehalten haben! Wir haben uns super entwickelt und immer unser Bestes gegeben und nur das ist es, was zählt!

 

Andreas Nies

Regatta Crew AG4

Fotos: Jonas Becher, Fabian Melzer