Kleines Reisetagebuch mit den InmarsatC-Botschaften an die Daheimgebliebenen von der Seereise Kapverden-Kanaren
im April 2002

Tag 1: 29.03.02

Ankunft am späten Nachmittag auf Sal. Als erstes sticht nach dem Aussteigen aus dem Flieger das moderne, glasfassadene Flughafengebäude inmitten der öden, beige-braunen Wüstenlandschaft ins Auge. Selten sind kleine, eher braune als grüne Sträucher zu sehen. Florian holt uns mit zwei „aluguers“ ab. Gepäck und Crew finden Platz auf Holzbänken auf der Pritsche von Toyota-Pick-Ups. So funktioniert der Transfer zum "Hafen". Hafen ist eigentlich eine Bucht, die straßenseitig durch eine betonierte Kaianlage mit Slipstraße befestigt ist. Das Einbooten auf die Aquis Granus III (AG3) findet mittels des kleinen Schlauchboots statt. Nach fünf Transfers gehen wir abends in einem kleinen, unscheinbaren Restaurant die Landesspezialität gegrillten Thunfisch essen.

 

Transfer Flughafen-Hafen mittels „aluguer“

 

 

Tag 2: 30.03.02

 

30.03.2002 - 15:16:30

N 16 45

W 022 58

Aktuelle Geschwindigkeit: 00.0 Knoten, Richtung 0 Grad

Wind: 11 Knoten, Richtung: 315 Grad

wir sind gut angekommen und haben bereits die hervorragende lokale kueche genossen. nehmen gleich kurs auf sao nicolau. AG III

 

Heute bereiten wir die ersten Seereisetage vor: Einkauf von kleineren Mengen an Bordvorräten und Reparaturen am Schiff, denn das Toilettenluk ist undicht. Damit für die geplante Überfahrt die Nasszelle ihren Namen nicht verdient, wird es komplett deinstalliert und der Rahmen auf dem gereinigten Holz neu aufgeklebt. Nachmittags können wir auslaufen und nehmen Kurs auf Sao Nicolao (80sm) halbwinds.

 

Beschaffung v. Frühstücksmaterial

 

Reparatur Toilettenluk

 

 

Tag 3: 31.03.02

 

31.03.2002 - 17:18:33

N 16 34

W 024 21

Aktuelle Geschwindigkeit: 00.0 Knoten, Richtung 00 Grad

Wind: 00 Knoten, Richtung: 00 Grad

frohe ostergruesse von der AG III Crew liegen in tarrafal/sao nicolau nach einem schnellen und schoenen 1. schlag letzte nacht AG III

 

Am frühen Ostersonntag landen wir auf Sao Nicolao an. Wir gehen vor Anker in der Bucht von Tarrafal. Zwei Gruppen erkunden nacheinander die Insel mit einem Ausflugstaxi. Inselrundfahrt über kopfsteingepflasterte Straßen über den 1312 m hohen Berg der Insel. In den Talausläufern wird im Terrassen-Ackerbau mit Mais und Zuckerrohr, seltener aber auch Bananen betrieben. Ansonsten ist auch diese Insel recht karg. Die Bewohner sind an uns Gästen relativ wenig interessiert, sie gehen ihrem normalen Tages-Trott nach. Nachts gehen wir wegen der Legerwallsituation Ankerwache (Der Wind weht auflandig und drückt uns, falls der Anker nicht hält, auf den Kiesstrand.

 

Tarrafal

 

Inselhauptstadt Ribeira Brava

 

Dorfplatz von Ribeira Brava

 

 

Tag 4: 01.04.02

 

01.04.2002 - 20:06:39

N 16 45

W 022 45

Aktuelle Geschwindigkeit: 00.0 Knoten, Richtung 00 Grad

Wind: 20 Knoten, Richtung: 000 Grad

sonne satt, baccardi-strand, tuerkisfarbiges wasser ankern vor santa luzia. badespass! AG III

 

Gegen Mittag ziehen wir den Anker auf. Wir wollen nach Santa Luzia, eine unbewohnte Insel, die von einheimischen Fischern als Zwischenstützpunkt auf ihren mehrwöchigen Fangfahrten genutzt wird. Distanz: 31sm. Bei 20-25 kn Wind (= 6 bft = Starker Wind) machen wir ca. 7kn rauschende Fahrt mit der Arbeitsfock (Genoa III) und dem Großsegel im ersten Reff. Zwischen dem „Baccardi“-Traumsandstrand und dem 12 m hohen Felsen „Ilheo Zinho“ ankern wir in türkisfarbigem Wasser. Wir liegen im Süden der Insel in Lee. Über die Berge wehen Fallböen, so dass wir wieder Ankerwache gehen müssen.

 

vor Santa Luzia am Abend

 

 

Tag 5: 02.04.02

 

Morgens landen mit dem Schlauchboot an und genießen einen kleinen Strand- und Inselspaziergang: Wir finden Reste früherer Siedlungen. Mauern aus groben Steinen grenzen ehemalige Grundstücke ab. Wasserlos liegen Zisterne und Palmenreste brach. Tierknochen finden sich am Strand und an den Hüttenresten. Es herrscht eine leicht gespenstische Stimmung vor Ort inmitten des vermeintlichen Urlaubs- und Strandparadieses.

 

Ankerleinenkontrolle vor Santa Luzia

 

Gegen Mittag setzen wir wieder Segel gen Mindelo auf Sao Vicente. Distanz: 24 sm. Wir erleben einen tollen Ritt durch die Düse zwischen Sao Vicente und Santa Luzia, ein leichter Gezeitenstrom ist auf unserer Seite, so dass wir etwa 2 h früher als geplant ankommen. Gegen Abend ankern wir in der Bucht von Mindelo. Hier ist viel los. Viele Sportboote (Motor und Segler) und einige Fischer nutzen den Naturhafen. Ein Teil ist als Industriehafen ausgebaut. Wir werden beim An-Land-Gehen schon empfangen. Bei Humberto müssen wir Schutzgeld für unser Dingi zahlen. Allerdings kommen wir organisatorisch durch Humbertos kostenpflichtige Hilfe deutlich einfacher und effizienter durch. So sind Lebensmittelversorgung, Hafen-Formalitäten und Bunkermanöver weniger aufwendig als gedacht und von den afrikanischen Küstenorten her bekannt. Wir gehen in einem Terrassen-Restaurant essen. Weil einerseits das Schiff in der Bucht recht weit draußen liegt und andererseits das Wasser durch den Wind aufgewühlt ist, frieren wir beim Essen in nasser Kleidung. Das Essen ist durch den stürmischen Wind kalt, aber lecker. Als Absacker probieren wir verschiedene einheimische Grogues. Dieser Schnaps erscheint uns sehr gewöhnungbedürftig, wir probieren nur wenig!

 

 

Tag 6: 03.04.02

 

03.04.2002 - 2:09:50

N 16 53

W 024 59

Aktuelle Geschwindigkeit: 00.0 Knoten, Richtung 00 Grad

Wind: 30 Knoten, Richtung: 359 Grad

liegen in mindelo/sao vicente vor anker und testen gummisaufahren bei 7 bft. Bis do. werden wir dann noch kapverdisches festland geniessen und uns fuer den grossen schlag zu den kanaren vorbereiten. AG III

 

Weil unsere Anker nicht halten - wir haben Böen bis 35 kn = 8 bft = stürmischer Wind - versuchen wir sukzessive neue Techniken und Kombinationen der drei verschiedenen Geräte. Nach dem fünften Ankermanöver gehen wir längsseits eines größeren Motorschiffs. In der Zwischenzeit haben Teile der Crew die Stadt Mindelo besichtigt.

 

Ankervorbereitungen

 

 

Tag 7:04.04.02 1. Seenacht

04.04.2002 - 21:25:59

N 16 53

W 025 00

Aktuelle Geschwindigkeit: 06.5 Knoten, Richtung 350 Grad

Wind: 25 Knoten, Richtung: 040 Grad

nach ausgiebigen ankermanoevern ueber den gestrigen tag verteilt im hafen von mindelo, mit kleinen besichtigungen der stadt haben wir heute gebunkert und das schiff fuer den groessen schlag klariert. adeus cabo verde ! hallo atlantik! noch 832 sm bis gran canaria AG III

 

Heute werden Vorräte für die große Überfahrt gekauft. Super- und Kleinmarkt erleben unsere Hamsterkäufe. Wir verholen in den Industriehafen, um Wasser und Diesel zu bunkern. Am Abend laufen wir aus. Das Abenteuer der Überfahrt (ca. 850 sm direkter Weg) zu den Kanarischen Inseln startet: Der Diesel reicht ca. für ein Drittel der Strecke. Der Wind weht konstant aus der Richtung, in die wir fahren müssen. Das heißt, es ist notwendig zu kreuzen. Dadurch verlängert sich die Strecke um ca. 40%. Auf Hilfe im Notfall können wir uns nicht verlassen. Die afrikanische Küste ist 3-5 Tagesfahrten weit weg, das Seegebiet ist äußerst wenig befahren, sodass auch keine andere Schiffe Hilfestellung auf Funkanfrage geben könnten. Das Trinkwasser (das diesen Namen eigentlich nicht verdient) ist stark rationiert, da unsere Tanks nur 250 l fassen. Viele Arbeiten werden mit Seewasser erledigt werden müssen: Spülen, teilweise Kochen, Körperhygiene,...Darüber hinaus sind die Rückflüge von Gran Canaria terminiert. Wenn das kein Abenteuer ist !

Aus terminsicherheitstechnischen Gründen wollen wir 14 Tage zeit für die Überfahrt haben. Leider ist somit unser Aufenthalt auf den Kapverden nun zu Ende.

In der Nacht schaukeln uns Wind und Wellen kräftig durch. Den meisten der Crew macht dies noch etwas zu schaffen. Es ist noch etwas ungewohnt, das komplette Leben auf 30-60° Schräglage bei Schaukelei um Längs- und Querachse einzustellen. Ich verletze mir die Hand beim „Flug“ von der Navigationsecke in die Pantry am Herd. Wie gut, dass wir eine Ärztin an Bord haben, die sich der Wundversorgung annimmt.

 

 

Tag 8: 2. Seenacht 05.04.02

 

05.04.2002 - 14:35:17

N 18 13

W 025 14

Aktuelle Geschwindigkeit: 06.7 Knoten, Richtung 345 Grad

Wind: 20 Knoten, Richtung: 040 Grad

tag 1 crew und schiff gewoehnen sich an die backbord-schiffslage. crewmitglieder werden von kampfkartoffeln aus dem netz angefallen. trotz groesserer schlagloecher zaubert roger in der kombuese. haben beschlossen als erstes el hierro/kanaren anlaufen noch 701 sm bis el hierro AG III

 

Die Bordärztin kugelt sich bei einem Kojenmanöver den rechten (schon lange vorgeschädigten) Arm aus. Ich kann mich revanchieren, indem ich nach Ihren Anweisungen Hand anlege.

Der Bordalltag auf See ist vom Wachrhythmus geprägt. Tagsüber dauern die Wachen 6, nachts 4 Stunden. Da wir nicht mit häufigen Manövern rechnen - der Kreuz-Kurs mit langen Schlägen liegt fest, wir haben genügend Raum und Zeit und kommen gut voran. Der Wind weht stetig, somit stehen vorläufig auch keine Segelwechsel an. Daher verkleinern wir die Wachen auf zwei Personen, um Schlafzeiten zu verlängern. Wer weiß, wofür wir die Kondition noch brauchen! Mit der SONY-DigiCam fangen wir an eine „Salt-Opera“ zu drehen. Wir nennen sie „Die Seeärztin“. Diverse Folgen dieser Serie entstehen: „Heute: Hoch am Wind...“

 

 

Tag 9: 3. Seenacht 06.04.02

 

06.04.2002 - 15:30:21

N 20 33

W 025 44

Aktuelle Geschwindigkeit: 06.0 Knoten, Richtung 355 Grad

Wind: 20 Knoten, Richtung: 045 Grad

nachts: 7kn hoch am wind mit kurzer hose und sandalen. tags: segelwechsel in badehose vor frisch-papaja-cocktails. 13. folge der seeaerztin abgedreht. etmal 130 sm noch 610 sm bis hierro AG III

 

Heute ist ein schöner, sonniger Tag. Die Wellen sind etwas weniger geworden. Eigentlich hatten wir uns den Seegang im Atlantik anders vorgestellt: Lange mitunter hohe Wellen, die mit besonderen Taktiken ausgesteuert werden können. Demgegenüber sind wir hier mit kurzen, steilen mittelhohen Wellen konfrontiert, die nicht auszusteuern sind, und deshalb mit ihren Schlägen z.B. die Freiwache ständig aus der Ruhe bringt. An Schlaf ist nur begrenzt zu denken.

Wir lesen und bräunen in der Nachmittagssonne. Damit die Wachen auf die Dauer nicht langweilig werden, tauschen wir die Besetzung ab jetzt täglich durch. Gewechselt wird nach der langen Nachmittagswache, so dass dadurch so gut wie kein Schlaf- oder Ruhedefizit entsteht.

 

 

Tag 10: 4. Seenacht 07.04.02

 

07.04.2002 - 15:24:37

N 22 39

W 026 40

donnern durch den atlantik. hoehepunkt heute: umlegen auf stb-bug. wir laden fuer 1800utc herzlich zur logge-10.000-party aufm vordeck ein. erbetene garderobe: damen: kl. schwarzes, herren: ag3-teiler, badehose und -latschen + sagres... bis dahin... noch 566 sm bis hierro AG 3

 

Am späten Vormittag wird der Wind weniger. Nach längerem, reiflichen Überlegen (ca. 30 min.), ein größeres Vorsegel zu setzen, frischt es wieder auf die alte Windgeschwindigkeit auf. Mittags erreichen wir den Rand der Seekarte, mit der wir navigieren. Eine größere oder anschließende haben wir nicht mit. Zufälliger Weise ist nun auch die Zeit, zu der wir wenden sollten, um wieder mehr Fahrt auf unser Ziel zu machen (Steigerung des relativen Anteils der Geschwindigkeit aufs Ziel). Mit der Wende „bleiben wir auf der Karte“.

Am Nachmittag ist allgemeiner Waschtag: Auf dem Deckshaus in Lee sitzend wird die Pütz über dem Kopf gelenzt. Nach der ersten Pütz ist einem noch kühl, insbesondere durch den Wind. Aber bereits mit dem Duschgel-Abspülen überwiegt die angenehme Erfrischung. Das Nassrasieren in schaukelnder Welle ist anspruchsvoll, insbesondere bezüglich der notwendigen Sensibilität der Motorik. Ein wunderschöner Sonnenuntergang und die uns begleitenden Delphinschulen versüßen den Abend. Die Logge springt über die 10.000er Marke. Wir haben dazu per E-Mail zur Feier eingeladen. Es gibt Cocktails!

 

Wendemanöver

 

Sonnenuntergang

 

Loggestand vor der Party

 

 

Mattes bastelt ein Schirmchen für das Cocktailglas

 

 

Tag 11: 5. Seenacht 08.04.02

 

08.04.2002 - 14:17:34

N 23 38

W 024 49

Aktuelle Geschwindigkeit: 05.5 Knoten, Richtung 056 Grad

Wind: 15 Knoten, Richtung: 005 Grad

Tag 4 Etmal:125 sm neulich mitten auf dem atlantik: die erkenntnis! segeln ist windabhaengig! die logge 10000 party war klasse nur der externe besucher-zulauf war enttaeuschend! haben beschlossen zwecks besserer hafenausstattung direkt san sebastian/la gomera anzulaufen. noch 494sm bis san seb AG III

 

Die Nachtwache führt hastig ein Ausreff-Manöver durch. Nach Beendigung frischt es wieder auf etwas über den gewohnten Wind auf - fast wie gestern. Die Segelfläche wird daraufhin wieder verringert, damit die Nacht ruhig bleibt. Während der Nacht ist es sternenklar. Es fliegen viele Sternschnuppen - viele gute Wünsche wohl für eine schnelle, angenehme Überfahrt. Die Fixsterne geben gute Zielobjekte für den jeweiligen Steuermann. Der Wind dreht langsam rück. Mittlerweile fahren wir einen Hoch-Amwind-Anlieger auf Gomera unser neues Ziel. Der Tag wird sonnig. Das Bordleben läuft in Slow-Motion-Betrieb ab - es ist sehr warm ! Sonnenbaden, Lesen, Schlafen und Faulenzen sind die Aktionen des Tages.

 

 

 

Tag 12: 6. Seenacht 9.04.02

 

09.04.2002 - 14:17:23

N 24 51

W 022 47

Aktuelle Geschwindigkeit: 06.9 Knoten, Richtung 55 Grad

Wind: 17 Knoten, Richtung: 310 Grad

seetag 5: etmal 128 sm mit 7-meilen-sandalen anlieger auf gomera. rose faengt 2. fisch. crew einigt sich wg speed auf rennmakrele. noch 361 sm bis la gomera AG 3

 

In der Nacht wird der Wind stärker. Wir reffen das Großsegel weiter ein. Der Wind hat auch weiter gedreht. Wir steuern jetzt Halbwindkurs. Die Genoa III zieht gut! Rekord ist 9,5 kn über Grund beim absurfen der Wellen!

 

Arbeiten auf dem Vordeck

 

Welle während des Segelwechsel-Manövers

 

Fahrtaufnehmen unter V und 3. Reff

 

Tag 13: 7. Seenacht 10.04.02

 

Am Morgen frischt der Wind weiter auf. Wir verkleinern das Großsegel weiter ins 3. Reff. In Böen haben wir 42 kn (= 9 bft = Sturm) ! Als wir auf die Genua IV wechseln, reißt diese beim Setzen in einer Bö aus der Vorstag-Schiene heraus. Dabei entsteht ein kleiner Schaden, sodass wir die Sturmfock - unser kleinstes Vorsegel - hochziehen. Mit dieser geringen Segelfläche laufen wir immer noch bis zu 7,5 kn.

 

 

 

Tag 14: 11.04.02

 

11.04.2002 - 14:11:15

N 27 32

W 018 02

Aktuelle Geschwindigkeit: 06.0 Knoten, Richtung 060 Grad

Wind: 25 Knoten, Richtung: 340 Grad

etmal unter strmfock + reff3 :128sm haben nach 6.75 seetagen mit el hierro die kanaren erreicht in begleitung von delphinschulen steuern wir dem anlege- manoeverbier in der hafenpinte von san sebastian entgegen. eta 2200utc 53sm bis gomera ag3 +/i

 

Heute reparieren wir den kleinen Tuchschaden an der Genoa IV. Der Vorliekstampen ist durch einen früheren Schaden beschädigt. Darüber ist ein Flicken genäht, das bei uns gerissen ist. Wir ersetzen es durch selbstklebendes Reparatur-Segeltuch, das wir entsprechend der guten Seemannschaft gewissenhaft vernähen. Abends kommen wir in die Landabdeckung von El Hierro. Der Wind lässt nach, wir reffen aus, die Genoa IV wird wieder gesetzt. In der Nacht erreichen wir La Gomera. In Lee der Insel ebben Wind und Welle ab, so dass wir den Motor starten müssen. Laut und unangenehm, wenn man wach ist. Gleichmäßig, monoton und einschläfernd, wenn man müde in der Koje liegt. Die Freiwache schläft tief - Erschöpfungsschlaf, der Körper holt sich irgendwann das, was er braucht.

Etwa um Mitternacht machen wir in San Sebastian auf La Gomera fest. Wieder festen Boden unter den Füßen! Nach 7 Tagen, 4 Stunden und 40 Minuten ! Weniger als einen Tag über der Zeit der Hinreise vor dem Wind ! Nachdem das Schiff klariert ist, genießen wir das erste richtig kalte Bier in einer kleinen Bar in der Innenstadt: ...grande?...siii!

 

 

Tag 15:  12.04.02

 

Heute ist Reinmachetag. Ein weiteres Crewmitglied wird das Schiff entern. Vormittags ausgiebiges Süßwasserduschen. Mittags Stadtbummel. Nachmittags Schiffsputz. Schön, dass wir so schnell waren. Dadurch werden wir noch eine komplette Woche die Kanaren be-urlauben können.

Abends gehen wir typisch küstenspanisch Essen. Gambas, div. Fisch und viel Knoblauch. Danach in die örtliche Diskothek „Discorama“ bis spät in die Nacht. Herrlich, wieder in der zivilisierten Welt zu sein!

 

 

Tag 16: 13.04.02

 

Ausflug mit Mietwagen über die Insel. Zum Naturschutzpark durch verschiedenste Vegetationsstufen. Oben ist es kalt! Der Besuch im Valle Gran Rei gipfelt in einer Fels-Kletter-Wanderung zu einem kleinen Wasserfall.

 

 

Tag 17: 14.04.02

14.04.2002 - 18:35:07

N 28 05

W 017 06

Aktuelle Geschwindigkeit: Knoten, Richtung Grad

Wind: Knoten, Richtung: Grad

nun kennen wir la gomeras bananenplantage, wasserfall und diskorama gut. heute hafentag mit ausspannen und beachen. morgen columbus-haus und -kirche, danach ab gen teneriffa.

 

Formel-Eins-Sonntag. Leider gibt es in San Sebastian kein Lokal, in dem das Rennen im Fernsehen zu verfolgen ist. Nachmittags ist beachen am dunklen Strand angesagt. Nach dem Abendessen sitzen wir in gemütlicher Runde im Cockpit und genießen den lauen, sommerlichen Abend.

 

 

Tag 18: 15.04.02

Vormittags besichtigen wir das Columbus-Haus - ein Museum an dem Ort, an dem Columbus gewohnt haben soll - und die Kirche, die verehrt wird, weil er sich dort betend verabschiedet haben soll. Zweites Objekt ist deutlich interessanter, insbesondere durch den schönen, antiken Holz-Innenausbau. Nach dem Sightseeing stechen wir in See nach Los Gigantes auf Teneriffa, ca. 20 sm entfernt. Ein schöner Urlaubssegeltag, leichte Brise, sonniges Vergnügen. Ab Nachmittag in der Landabdeckung von Teneriffa - der Teide ist über 3700 m hoch und nimmt gibt Windschatten - müssen wir motoren. Wir kommen am späten Nachmittag an. Abends speisen wir hervorragend mit Meeresblick. Leider ist die Stimmung aufgrund des „DigiCam-Verlustes“ gedämpft. Der spätere Abend wird im Cockpit mit Rotwein ertränkt.

 

 

Tag 19: 16.04.02

Heute haben wir uns zwei Autos gemietet. Wir starten einen Ausflug zum Teide. 20€ für die Gondelfahrt auf die Bergstation sparen wir uns. Stattdessen starten wir eine Schneeballschlacht an einem Schneefeld hinter einem Bergrücken. Unsere Rückfahrt führt uns mit einem Proviantierungsabstecher nach Los Christianos. Wir sind froh, dass unser Schiff nicht hier inmitten des größten Tourismuswahnsinns liegt.

 

 

Tag 20: 17.04.02

 

17.04.2002 - 20:38:52

N 28 14

W 016 50

Aktuelle Geschwindigkeit: Knoten, Richtung Grad

Wind: 10 Knoten, Richtung: 290 Grad

gestern und heute tour de tenerife: schneeballschlacht auf 2200m am pico de teide in skurriler lava-landschaft. papageie, haie, pinguine...im loro-parque. beachen und faulenzen. heute nacht geht es nach gran canaria ag3 +/i

 

Heute besuchen wir den Tierpark der Insel. Besonders interessant ist das Pinguinarium. Schon komisch so etwas auf der immer sommerlichen Insel zu etablieren - es soll das größte der Welt sein. Inmitten eines runden Aquariums/Terrariums stehen Kaiserpinguine unter aus der Decke rieselndem Eis genießend still und ruhig, als ob ihnen die Batterien herausgenommen wurden. Darum herum läuft ein Transportband am Boden, das die staunenden Besucher automatisch um das Aquarium führt.

Am Abend wollen wir nach Gran Canaria lossegeln. Der Hinweis des Hafenmeisters, dass die Hafeneinfahrt versandet sei und unsere Beobachtung, dass wir kurz vor Niedrigwasser stehen, lässt uns rechnen: Welche Tiefe wurde bei der Einfahrt vorgestern gelotet, wie tief war es zu dieser Zeit in unserer Box, wie tief ist es jetzt, ab welcher zeitlich gesehenen Tiefe in der Box nach Niedrigwasser können wir los, um genügend Wasser (reicht eine theoretische, errechnete Handbreit?) unterm Kiel zu haben?

 

 

Tag 21: 18.04.02

 

18.04.2002 - 13:14:47

N 27 50

W 016 04

Aktuelle Geschwindigkeit: 07.0 Knoten, Richtung 097 Grad

Wind: 27 Knoten, Richtung: 045 Grad

7kn-ritt durch die duese zw. teneriffa und gran canaria unter IV und 2.reff. puerto de mogan schon in sicht. AG3

 

Um halb vier Uhr morgens geht es dann los. Im Windschatten der Insel müssen wir bis zum Morgengrauen motoren. Wie als ob ein Schalter umgelegt würde bläst uns der Wind hinter dem Ende der Landabdeckung mit 20-25 kn um die Ohren. Wir setzen die Genoa III mit zweitem Reff im Großsegel. Als dann nahebei Gran Canaria auch noch der Cap-Effekt windtechnisch dazukommt, sehen wir weitere 10-15 kn Wind auf dem Anemometer. Den 8 bft (= stürmischer Wind) entsprechend wechseln wir auf die Genoa IV - für nur etwa eine Dreiviertelstunde. Danach ist der Wind wie ausgeschaltet, wir motoren nach Puerto de Mogan.

 

 

Tag 22: 19.04.02

 

Heute heißt es Ausspannen. Wir besuchen in kleineren Grüppchen den Trödelmarkt auf der anderen Seite des Hafenbeckens. Auf dem Rückweg erklimmen wir einen Fels-Aussichtspunkt oberhalb der Stadt mit einem herrlichen Blick - etwa 1000 Stufen in der sengenden Mittagshitze. Am Nachmittag besuchen wir den Strand zum lockeren Beachen. Abends feiern wir in Mattes Geburtstag hinein. Strittig bleibt, wann dieser genau ist: Mitternacht UTC, local (= UTC+1) oder heimisch (= UTC+2). Jedenfalls gibt es Rotwein, Sekt und Kuchen! Der Abend wird lang.

 

 

Tag 23: 20.04.02

 

Mit ausgiebigem Ausschlafen und anschließender Katzenwäsche beginnt unser letzter Bord-Tag. Heute muss das Schiff aufgeräumt und für die Folgecrew gründlich gereinigt werden. Als Belohnung nehmen wir Abends in einem urigen Restaurant unser Abschiedsessen. Ein kleiner Absacker noch im Cockpit, aber bald ist Stille.

 

 

Tag 24: 21.04.02

 

Heute ist Abreisetag. Wir beginnen ihn um 05:30. Die letzten Aufräum- und Spülarbeiten sind schnell erledigt. Die Crew verholt sich mit Taxen zum Flughafen. Hier trennen wir uns, verlassen Gran Canaria in die verschiedenen Heimat-Destinationen.